OK, hier kommt eine Schritt-für-Schritt-Beschreibung, wie ein islieb-Comic entsteht!
Die Art, wie ich Comics zeichne, ist nicht revolutionär oder noch nie dagewesen, außerdem gibt es zig andere Möglichkeiten, Comics zu fabrizieren. Das hier ist einfach mein typischer Arbeitsprozess:
1. Der Comic-Entwurf:
Bevor ich einen Comic zeichnen kann, brauche ich eine Idee. Meistens setze ich mich mit nem Karoblock hin und krakel als grobe Skizze, was mir einfällt. Dient nur dazu, Ideen festzuhalten und einen Plan zu haben, wie der Comic aufgebaut wäre. Wenn ich einen Entwurf habe, aus dem ich nen Comic machen will, sieht der etwa so aus:
Auf dem Foto sind auch die einzigen drei Stifte, die ich für Comics benutze. Gelroller / Kugelschreiber für Entwürfe, schwarzer Fineliner für kleinere Zeichnungen, etwas dickerer CD-Marker für größere Zeichnungen.
~ ~ ~
2. Figuren für Comics zeichnen:
Als nächstes zeichne ich die Figuren aus dem Comic-Entwurf noch mal ordentlich auf festes Papier. Manchmal mehrmals, bis die Zeichnung wirklich so aussieht, wie ich sie gern hätte.
Wie lässt sich eine Zeichnung nach und nach verfeinern? Gibt mehrere Methoden, die alle aufs Gleiche hinauslaufen: Man hat eine Zeichnung als Vorlage und zeichnet alle Linien noch mal sorgfältiger nach oder korrigiert die Stellen, die nicht ganz passen. Ich benutze dafür eine Leuchtplatte:
Ne Leuchtplatte ist einfach eine Platte, die leuchtet und die sich als Zeichenunterlage nutzen lässt. Früher wusste ich nicht, dass es sowas gibt und habe einen Glastisch benutzt, unter den ich eine Lampe gestellt habe. Hier sind die ersten 500 islieb-Comics entstanden:
Hmmm… ist verständlich, was ich da mache? Ich lege die Zeichnung, die ich verbessern will, auf die Leuchtplatte. Ich lege ein neues Blatt darüber, aber die Zeichnung des unteren Blattes schimmert durch. Jetzt ziehe ich die Linien auf dem neuen Blatt nach und korrigiere dabei, was noch nicht passt.
Andere würden vielleicht mit Bleistift vorzeichnen, radieren, Stellen ausbessern und dann mit anderen Stiften drübermalen. Oder das alles digital machen. Ist immer dasselbe Prinzip:
Früher habe ich die Zeichnungen meistens noch mal eingescannt, in doppelter Größe neu ausgedruckt und den ganzen Prozess wiederholt. Denn je größer die Zeichnung, desto besser lassen sich Details einbauen und desto leichter wird es, alles präzise hinzukriegen.
Inzwischen spare ich mir diesen Schritt häufig, weil er Extra-Zeitaufwand bedeutet und der Unterschied minimal ist. Schließlich werde ich beim Krakeln nach und nach besser und kann’s meistens auch in klein.
Mir ist außerdem wichtig, weiter Comics abliefern zu können, wenn ich mal unterwegs bin. Ich kann einen Laptop, nen kleinen Reisescanner, etwas Papier, Stifte und ne kleine Leuchtplatte mitnehmen. Aber keinen Drucker.~ ~ ~
3. Fertige Zeichnung einscannen und digital weiterarbeiten:
Alle Zeichnungen, die ich für einen Comic brauche, scanne ich ein und mache dann in nem Grafikprogramm weiter. So ziemlich jede Desktop-App, die etwas mehr als MS Paint kann, würde funktionieren. Als erstes schneide ich alle Figuren aus und setze sie in den Comic. Wie eine digitale Collage:
Entscheidend ist, dass ich alle Zeichnungen jetzt verschieben, drehen, vergrößern, verkleinern oder auf zig andere Arten bearbeiten kann, als hätte ich alles direkt digital gezeichnet. Von daher bin ich bisher auch kaum motiviert, mich mit Zeichenpads zu beschäftigen. Vielleicht wären sie für Video-Animationen hilfreich.
Audio-Editoren funktionieren genauso. Auch wenn eine Band einen Song mit analogen Instrumenten eingespielt hat, lässt sich hinterher theoretisch jeder Ton zurechtrücken, verändern, mit Effekten belegen und korrigieren, wie es gerade passt.
Für Comics mache ich aber immer wieder dieselben paar Sachen: Alles zurechtrücken, Text einfügen, Linienstärke korrigieren und einige wenige Details wie z.B. die Pupillen in den Augen digital sauberer nachzeichnen, als ich das in kleinen Zeichnungen auf Papier hinkriegen würde.
Wenn ich vergessen habe, eine Kleinigkeit zu krakeln – z.B. ein Herz – mache ich das entweder mit der Maus digital oder kopiere es aus einem älteren Comic. Geht schneller, als noch mal Papier vorzuholen und Zeichnungen einzuscannen. Wenn alles fertig ist, sieht der Comic etwa so aus:
Als nächstes landet der Comic direkt auf allen möglichen islieb-Seiten. Tadaa, fertig!
~ ~ ~
Wenn ich die Idee schon habe, dauert der hier beschriebene Comic-Produktions-Prozess bei mir meistens 1 bis 2 Stunden für längere Comics und eine halbe bis dreiviertel Stunde für kleine Cartoons oder ganz simple Sachen. Ich KÖNNTE auch alles schneller machen, aber ich hasse es, mich zu hetzen. Weil ich schon so viele Comics gezeichnet habe, läuft alles fast automatisch und meistens höre ich Musik oder Podcasts, während ich die Sachen krakel und zusammensetze.
Ach ja, theoretisch ließen sich Comics auch ohne Computer-Hilfe zeichnen, ich würde dann den gesamten Comic grob auf ein Blatt zeichnen, Text von Hand schreiben und den Comic auch wieder Schritt für Schritt verfeinern. Würde aber länger dauern, ein falscher Strich in der finalen Zeichnung würde bedeuten, dass ich neu starten muss und für größere Comics bräuchte ich Din A3-Blätter.
Mit Stiften anzufangen und dann in nem Grafikprogramm weiterzumachen geht schneller, passt für mich am besten und im Grunde finde ich das Ergebnis wichtiger als den Zeichenprozess.
So, Making-of Ende! Genießt den Tag!